Essengehen mit Kindern *im Kulturcafé
Acker Österreich
Mit Kindern Essengehen ist nicht immer einfach. Vor allem dann nicht, wenn es gesund und nachhaltig sein soll. In der Regel fällt die Entscheidung beim Essen-außer-Haus auf Lokale mit schnellen, preiswerten Gerichten, die meist wenig nährstoffreich sind. Um dem entgegenzuwirken, möchten wir mit unserem Projekt „AckerTeller“ eine echte Alternative für Kinder und Jugendliche in der österreichischen Gastronomie schaffen. Ein gesunder Teller für die vielfältigen Geschmäcker unserer Jüngsten! Teil unseres Vorhabens ist es dabei auch, das aktuelle Angebot für Kinder unter die Lupe zu nehmen: Was finden wir für Gerichte auf den Speisekarten und wie schmecken die eigentlich?
Begleitet unsere AckerReporterin bei ihrer Recherche durch die österreichische Gastronomielandschaft. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zeigt sie euch, welche Speisen gegessen werden und warum es den „AckerTeller“ braucht. In dieser Ausgabe geht sie mit der 11-jährigen Laila und ihrer Mutter Karolin (*beide Namen geändert) in einem Kulturcafé essen.
Für Groß und Klein, für jeden Hunger und jeden Geschmack soll es hier Gerichte geben. Ein Ort für die ganze Familie, so verspricht es die Website des Lokals. Das Café liegt nicht weit vom Wohnort der dreiköpfigen Familie entfernt. Mutter Karolin kommt direkt aus dem Büro. Gerade an stressigen Tagen mit vielen Terminen kommt ihr die Außer-Haus-Verpflegung sehr gelegen. Es erspart ihr viel Zeit, die sie abends gut für sich und ihre Liebsten nutzen kann.
Gegen 18 Uhr nehmen wir im vorderen Bereich des Lokals an einem Tisch beim Fenster Platz. Das gedämmte Licht und die Loungemusik laden zum Abschalten ein. Im Café ist es ruhig. Neben uns ein älteres Paar, etwas weiter weg eine Familie mit Kleinkind im Hochstuhl. Alle freuen sich auf das gemeinsame Essen. „Na, bist du hungrig?“, fragt Karolin ihre Tochter. „Worauf hättest du heute Lust?“ Wir studieren die Speisekarte: in der linken Spalte Gerichte für Frühstücker und Brunchliebhaber, rechts, warme Speisen mit dem Titel „Ab 12 Uhr“. Es gibt diverse Burger, Club Sandwiches, Gemüsebowls und Wraps, aber auch österreichische Klassiker wie geröstete Knödel mit Ei oder Wiener Gulaschsuppe. Vorbildlich werden sämtliche Informationen zu Allergenen auf der Karte angeführt. Auf den ersten Blick haben einige Gerichte ein sehr gutes Verhältnis zwischen Gemüse, Kohlenhydraten und eiweißreichen Lebensmitteln. Auch Vegetarisches und Veganes kann hier gegessen werden. Karolin freut sich über das tolle Angebot und möchte den Wintereintopf mit braunen Linsen, Erdäpfeln und Karotten bestellen. Laila zeigt sich unentschlossen: „Könnt ihr bitte etwas für mich aussuchen, ich weiß nicht, was ich will.“ Die Mutter fragt verwundert: „Wirklich? Ich soll ein Gericht für dich wählen?“ Und schon ist die Kellnerin bei Tisch, bereit unsere Getränkebestellung aufzunehmen. „Ein Wasser, bitte!“, entgegnet Laila. Karolin bestellt ein Glas Wein und fragt: „Entschuldigung, haben Sie hier eigentlich auch eine Speisekarte für Kinder?“ Laila schaut verwundert: „Was, eine Karte für Kinder? Für mich etwa? Aber ich bin doch gar kein Kind mehr, ich bin eine Jugendliche.“ Die Kellnerin verweist auf die Speisen unter der Rubrik „Rund um die Uhr“: Toast, Frankfurter Würstel, Bio-Penne mit Tomatensoße, Schupfnudeln, Kaiserschmarrn und Nachos. Diese Gerichte sollen bei den jüngeren Gästen sehr beliebt sein. Eine Karte ausschließlich für Kinder gibt es aber nicht. Laila bestellt: „Ich nehme den Käsetoast.“
Um sich die Wartezeit bis zum Essen zu vertreiben hat Laila ihr Handy, Kopfhörer und ein Buch mitgebracht. Sie zeigt uns ein paar Tracks von ihren Lieblingsbands und wir unterhalten uns über Essgewohnheiten zu Hause. „Pasta ist immer sehr beliebt aber auch Ofenkartoffel werden gerne gegessen“, erzählt Karolin. Laila hakt ein: „Spinat und Pilze gehen gar nicht!“
Endlich gibt es Essen. Laila ist inzwischen sehr hungrig und freut sich auf ihr Gericht. Die Kellnerin serviert ihr auf einem Keramikteller zwei Scheiben getoastetes Weißbrot mit Käse. Dazu gibt es eine Portion Ketchup im separaten Glastiegel. Es braucht nur wenige Bissen, um das Brot aufzuessen. Die Tomatensoße bietet die nötige Schmiere. „Und, hat es denn geschmeckt“, wird Laila von ihrer Mutter gefragt. „Ja, es war sehr lecker“, antwortet sie. Vor ihr ein leerer Teller mit Brotkrümeln und Ketchupresten. Noch bevor das Geschirr abserviert wird, meint Laila: „Ich habe Hunger! Gehen wir noch wo anders hin etwas essen? Ich hätte gerne etwas Süßes.“
Am Nachhauseweg der Familie gibt es gerade einen Weihnachtsmarkt. Karolin schlägt vor, dort noch etwas Kleines zu essen: „Vielleicht haben sie frische Waffeln?“. Laila findet die Idee toll, wir machen uns auf den Weg.
Am Markt steigt uns der Geruch von alkoholhaltigen Heißgetränken in die Nase. Auf der Suche nach Waffeln schlendern wir durchs Getümmel. Neben Eierlikörpunsch und Orangenglühwein werden hier Bauernkrapfen, Riesenbrezn und Käsekrainer angeboten. Sogar das Gericht „Toast“ wird verkauft. Diesmal aber mit Beinschinken und Mayonnaise. Ob sie auch spezielle Take-Away-Gerichte für Kinder haben? Auf den Angebotstafeln werden wir nicht fündig: die allermeisten Snacks und Getränke richten sich an Erwachsene.
Die letzte Bude am Weihnachtsmarkt verkauft die erhofften Waffeln. Mit Zimt und Zucker, Schokolade- oder Vanillesauce. Laila entscheidet sich für die Variante mit Schokolade. Serviert werden die heißen Teiglinge auf brauner Pappe mit Holzgabel. Auch hier braucht sie nur wenige Bissen, um das Gericht aufzuessen. Sorgfältig kratzt Laila die letzten Schokoreste von der Pappe. „Und, bist du nun satt geworden?“, fragt Karolin. „Naja, ist okay“, entgegnet Laila.
Um Kindern und Jugendlichen ein gesundes und nachhaltiges Angebot beim Essen-außer-Haus zu ermöglichen, entwickeln wir gemeinsam mit Gastronom*innen, Kindern und Eltern den „AckerTeller“. Dieser soll speziell für Kinder konzipierte Speisen auf den Teller bringen, die nicht nur gut schmecken, sondern auch eine ausgewogene Ernährung fördern. Denn leider spielen Angebote für unsere Jüngsten in der Gastronomie oft nur eine Nebenrolle – das wollen wir ändern! Unser Ziel: Eine bessere, attraktivere und nachhaltigere Auswahl, die gesund ist und schmeckt.