Einblick in den Acker-Alltag
(Alle Bilder) Mareike Groene Photography
Interview
Eine AckerLehrerin erzählt
Ihr könnt euch nicht so recht vorstellen, wie es ist, einen Schulgarten aktiv zu nutzen? Kristina und ihre Klasse zeigen euch ihren Acker-Alltag und erklären, wie sie sich organisieren.
Die Primarschule Kehrsatz nimmt seit 2023 an der GemüseAckerdemie teil. Wir wollten von Kristina wissen, wie sie ihren Schulgarten und den Unterricht handhaben. Beim Besuch einer Unterrichtsstunde auf dem Acker hat sie unsere Fragen beantwortet.
Kristina Nyfeler unterrichtet an der Primarschule Kehrsatz und bewirtschaftet diese Saison mit ihrer Klasse den Schulgarten.
Wie habt ihr euren Acker eingerichtet?
Dieses Jahr arbeiten zwei Klassen auf dem Acker. Wir haben die Beete aufgeteilt. Meine Klasse macht eine Seite, die Parallelklasse die andere. Alle sind einmal pro Woche eingeteilt.
Wie wisst ihr, was wann ansteht?
Die AckerInfos (Anm.: Wöchentliche Infomails von der GemüseAckerdemie) lesen wir kurz, aber wir gehen vor allem kurz raus, um zu sehen, was bei uns gerade ansteht. Das ist sehr intuitiv. Intern organisieren wir uns per Whatsapp. Da braucht’s auch keine grosse Übergabe.
Was macht ihr mit der Ernte?
Wir schauen, dass wir die Ernte zusammen verarbeiten können. Als wir Radieschen und Kresse ernten konnten, haben wir dies im Französischunterricht integriert: Wir haben Brot und Butter bereitgestellt. Dies mussten die Kinder bei uns auf Französisch bestellen, damit sie ihr Zvieri zubereiten konnten.
Wie geht die Klasse mit Ernteausfall um?
Die Kinder nehmen das einfach zur Kenntnis . Die Erbsen sind dieses Jahr zum Beispiel nicht gewachsen. Das ist ganz normal und wir konnten das gut thematisieren. Es ist eine wichtige Erfahrung, dass nicht immer alles wächst. Im Laden gibt es jederzeit alles, im Garten jedoch nicht.
Wie sind die AckerStunden für dich?
Anfangs meist hektisch, bis alle wissen, was es zu tun gibt. Dann sind es total friedliche Stunden. Alle finden etwas Spannendes zu tun. Heute habe ich Becherlupen dabei. So können die, die fertig sind, auf Insektensuche gehen, sie genau beobachten und die entsprechende Insektenkarte studieren.
Ja, eigentlich sind es immer tolle Stunden. Draussen zu sein tut immer gut.
Wie viel Zeit brauchst du für die Vorbereitung?
Nicht so viel. Ich erhalte ja wöchentlich die Infos zu den anfallenden Arbeiten. Meistens schaue ich am Vortag beim Acker vorbei, um mir ein Bild zu machen. Dann überlege ich mir, was ich etwa wie einteilen kann.
Übernehmen die Kinder Verantwortung für den Acker?
Ich finde ja. Erst braucht es etwas Anleitung von mir, aber dann schauen und machen sie selbständig. Es gibt einige Kinder, die in den Pausen auf den Acker gehen, um nachzusehen was wächst und was nicht gedeiht. Ich denke später in der Saison wird der Bezug zu den Pflanzen stärker. Sie helfen mitdenken und sind besorgt. Manchmal fragen sie mich während anderen Lektionen «Müssen wir nicht noch wässern gehen?».
Wie organisiert ihr die Sommerpause?
Wir fragen bei den Familien der Kinder, wer Zeit und Lust hat eine Woche nach dem Acker zu schauen. So haben wir das auch letztes Jahr gemacht und es hat relativ gut geklappt. In der ersten Schulwoche konnten wir gleich eine grosse Ernte verarbeiten.
Welche Herausforderungen gibt’s beim Acker Projekt?
Die Organisation der Pflanzungen gab zu tun: Welche Klasse pflanzt wo und wann? Und jetzt auch das Planen der Sommerferien. Der Aufwand ist jetzt im zweiten Jahr aber sicher viel kleiner.
Welche Tipps würdest du einer Lehrperson geben, die mit dem Ackern starten will?
Ich würde den Tipp geben, es einfach zu machen, weil’s toll ist für die Kinder! Das Lernen und Erfahrungen sammeln ist ganz anders als im Klassenzimmer.
Und die digitale Lernplattform der GemüseAckerdemie ist schon sehr hilfreich, wenn man keine Ahnung hat. Denn man kann wirklich alles nachschauen. Es gibt super Lernvideos, die man den Kindern zeigen und dann gleich rausgehen und anwenden kann. Man wird einfach mitgetragen, das ist toll.
Danke für den schönen Einblick, Kristina, und weiterhin viel Spass beim Ackern!
Und es wirkt!
Unser Ziel ist mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel zu schaffen. Wir glauben, dass wir dies bei Niklas und Anja, die uns erklären was ein Wurm im Boden macht, erreicht haben. Die beiden haben auf dem Acker bereits viel gelernt und demonstrieren, was wir in unserer jährlichen Wirkungsmessung feststellen: 71% der Kinder in der GemüseAckerdemie stärken ihre positive Einstellung zur Natur.