Magazin 05. März 2025

Die Planetary Health Diet – gesund für uns, gesund für den Planeten

Kristian Barthen

Noch vor gar nicht so langer Zeit drehte sich bei unserer Ernährung alles um uns selbst: um Fitness, Wohlbefinden und Gesundheit. Doch inzwischen ist klar: Auch die Erde „isst“ mit. Denn unsere Ernährung beeinflusst das Klima stärker, als viele denken – und damit auch unsere Zukunft! So haben frische Erdbeeren im Winter beispielsweise einen zehnmal höheren CO2-Fußabdruck als regional geerntete Erdbeeren im Frühling.

Was ist eigentlich nachhaltige Ernährung?

“Nachhaltige Ernährung” bedeutet deshalb nicht nur, dass sie uns guttut, sondern auch unserer Umwelt, der Wirtschaft und der Gesellschaft. Dabei kommt es nicht nur darauf an, was wir essen, sondern auch darauf, wie wir einkaufen und unsere Mahlzeiten zubereiten.

Notwendige Veränderungen für die Zukunft

Unsere Art der Lebensmittelproduktion belastet die Umwelt stark und beschleunigt den Klimawandel. Das wirkt sich negativ auf Ernten und die Ernährungssicherheit aus: Dürreperioden lassen Felder vertrocknen, Starkregen schwemmt frische Saat weg oder zerstört reife Ernten. Besonders hart trifft das Länder, die wirtschaftlich weniger gut aufgestellt sind.

Gleichzeitig nimmt in wohlhabenden Nationen die Zahl ernährungsbedingter Krankheiten zu. In Deutschland ist über die Hälfte der Erwachsenen übergewichtig, etwa ein Fünftel sogar fettleibig. Und die Herausforderung wächst: Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf fast 10 Milliarden Menschen anwachsen. Wie können wir dann alle satt bekommen? Die Antwort: Wir müssen unsere Landwirtschaft und unsere Essgewohnheiten verändern.

Ein Beispiel: Aktuell landet nur etwa die Hälfte der weltweiten Getreideernte direkt auf unseren Tellern – der Rest wird an Tiere verfüttert, um Fleisch, Milch und Eier zu produzieren. Würden wir mehr pflanzliche Lebensmittel direkt essen, könnten wir theoretisch 3,5 Milliarden Menschen zusätzlich ernähren.

Welche Auswirkungen hat die Lebensmittelproduktion auf unsere Erde? 

Das Konzept der planetaren Grenzen 

Die Produktion von Lebensmitteln beeinflusst nicht nur das Klima, sondern auch viele andere ökologische Bereiche. Um diese Zusammenhänge besser zu verstehen, entwickelte ein internationales Forscherteam um Johan Rockström das Konzept der „planetaren Grenzen“. Es beschreibt neun ökologische Dimensionen, die entscheidend für die Stabilität der Erde sind. 

Die planetaren Grenzen markieren den sicheren Handlungsraum für die Menschen. Werden diese Grenzen überschritten, drohen unkontrollierbare Veränderungen, die unsere Lebensgrundlagen in Gefahr bringen. Das Problem: Je weiter und je mehr Grenzen überschritten werden, desto größer ist das Risiko. Bei sechs dieser neun Dimensionen haben wir die sicheren Grenzen bereits überschritten. Ein großer Treiber dieser Entwicklung ist die Landwirtschaft: Sie hat einen erheblichen Einfluss auf den Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt, den hohen Wasserverbrauch und die Zerstörung von Lebensräumen.

Doch die gute Nachricht ist: Mit einer umweltfreundlicheren Ernährung können wir viel bewirken. Einen vielversprechenden Lösungsansatz bietet die Planetary Health Diet.

Planetary Health Diet – was steckt dahinter?

Mehr Pflanzliches, weniger Tierisches – das ist die einfache Formel hinter der Planetary Health Diet. Denn je mehr pflanzliche Lebensmittel wir essen, desto besser ist das für die Umwelt – und für uns selbst.

Diese Erkenntnis wurde 2019 von 37 internationalen Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen in ein alltagstaugliches Ernährungskonzept übersetzt: Die Planetary Health Diet. Sie verbindet aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu gesunder Ernährung und Umweltschutz – und zeigt, wie wir uns und unseren Planeten gleichzeitig „gesund“ halten können.

Lebensmittelgruppen der Planetary Health Diet

Anstatt Kalorien zu zählen oder Nährstoffe akribisch zu berechnen, setzt die Planetary Health Diet auf eine einfache Aufteilung in Lebensmittelgruppen:

  • Etwa die Hälfte des Tellers sollte aus Obst und Gemüse bestehen. 
  • Die andere Hälfte teilt sich auf in Vollkorngetreide, pflanzliche Proteine, ungesättigte Pflanzenöle und kleine Mengen tierischer Produkte.

Diese Besonderheiten umfasst die Planetary Health Diet:

  • Pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Linsen, Soja) und Nüsse spielen eine zentrale Rolle. 
  • Stärkehaltiges Gemüse wie Kartoffeln zählt nicht zum klassischen Gemüse, da es den Blutzuckerspiegel stärker beeinflusst.

Wie sieht ein Speiseplan der Zukunft aus?

Noch essen wir in Deutschland zu wenig Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse, aber dafür zu viel Fleisch, Milchprodukte und Zucker. Warum ist das so? Dahinter stecken nicht nur persönliche Vorlieben, sondern auch kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse. Je besser wir die Hintergründe unserer Essgewohnheiten verstehen, desto leichter fällt es uns, nachhaltiger zu essen.

Die gute Nachricht: Die Planetary Health Diet erlaubt viel Flexibilität und berücksichtigt regionale, kulturelle und persönliche Vorlieben. Es geht nicht um strikte Regeln oder Verbote, sondern um bewussten Genuss – und darum, dabei das Klima zu schützen.

Nachhaltige Ernährung und Acker

Die größte Lebensmittelgruppe auf dem Teller der Planetary Health Diet sind Gemüse und Obst. Rund die Hälfte unserer Nahrung sollte daraus bestehen. Die Nationale Verzehrsstudie zeigt jedoch, dass wir gerade Gemüse viel zu wenig essen. Hier setzt Acker an: Durch den eigenen Gemüseanbau wachsen Wertschätzung und der Genuss von Gemüse bei Kindern und Erwachsenen.

So wird ein gesundheits- und umweltbewusstes Ernährungsverhalten schon frühzeitig ohne erhobenen Zeigefinger unterstützt. Im Schnitt braucht es nämlich 10 bis 15 Kontakte mit ein und demselben Lebensmittel, um zu entscheiden, ob wir etwas mögen oder nicht. Wichtig ist, dass Kinder das Gemüse mit allen Sinnen erleben und auch ausprobieren dürfen. Bei unseren Bildungsprogrammen wie AckerRacker, GemüseAckerdemie und GemüseKlasse steht genau das im Mittelpunkt.

Außerdem setzt Acker auf umweltfreundliche Anbauweisen nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus. Das schützt nicht nur das Klima, sondern fördert auch die Biodiversität und die Gesundheit der Böden. So zeigen wir praxisnah, wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen kann – und geben dieses Wissen direkt an die nächste Generation weiter.

Für eine nachhaltige Ernährung sind weitere Faktoren wichtig, zum Beispiel, wie eingekauft oder zubereitet wird. Das Gemüse vom Acker ist regional, saisonal, frisch und vielfältig. In der Regel werden keine weiten, zusätzlichen Wege zurückgelegt und es kommt ohne Verpackungen aus. Vieles spricht also für den Verzehr des selbst angebauten Gemüses – und dafür, gemeinsam mit Acker die Ernährung der Zukunft aktiv mitzugestalten.

Autorin: Kristin Bothor 

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