Spinat: Blattgemüse mit Superkräften
Superfood Spinat: Außen grüne Blätter, innen ein bunter Strauß an Nährstoffen. Acker e. V.
Bei Kindern steht das grüne Blattgemüse selten auf Platz 1 der Lieblingsspeisen, dabei hat das würzige Blattgemüse seit Jahrtausenden Fans auf der ganzen Welt. Und das mit gutem Grund, wie du in diesem Artikel erfährst. Erfahre außerdem, was Spinat mit Schwarzfahren zu tun hat und warum er seit Kurzem auf der Liste der internationalen Dopingagentur steht.
Von Gänsefüßen und Fuchsschwänzen: Der Spinat und seine Verwandtschaft
Der Echte Spinat (Spinacia oleracea) zählt traditionell zur Familie der Gänsefußgewächse, die seit einigen Jahren den Fuchsschwanzgewächsen untergeordnet ist. Eine bekannte Art aus derselben Familie ist die Gemeine Rübe, die zahlreiche Kulturformen von Bete und Mangold bis Zuckerrübe umfasst. Darüber hinaus hat der Spinat auch richtig hippe Verwandte wie zum Beispiel Quinoa und Amaranth, die hin und wieder als „Superfood“ angepriesen werden: Ein Etikett, das der Spinat sich allemal verdient hat – warum, erfährst du weiter unten.
Hattest du schon einmal Saatgut von traditionellen Spinatsorten in der Hand, sind dir bestimmt die hornartigen Spitzen aufgefallen. Diese sorgen dafür, dass die Samen (genauer: Früchte) des Spinats im Fell vorbeistreifender Tiere haften und so von diesen weitergetragen und verbreitet werden. Schwarzfahren gibt’s also auch in der Natur!
Saatgut einer alten Spinatsorte mit langen, spitzen Fortsätzen. Modernere Sorten haben hingegen glatte und rundere Früchte. Acker e. V. / Black Turtle
In 1000 Jahren um die Welt
Zuerst kam der Spinat wohl in Südwest-Asien und dem Nahen Osten auf den Teller; in der Antike kamen dann auch Griech*innen und Römer*innen in den Genuss des aromatischen Blattgemüses. Erst im 13. Jahrhundert eroberte die Gemüsepflanze von Spanien ausgehend den europäischen Kontinent und ist heute mit Ausnahme der Tropen weltweit verbreitet.
In Mitteleuropa verdrängte der Anbau von Spinat spätestens im 16. Jahrhundert bis dahin weitverbreitete Fuchsschwanzgewächse wie zum Beispiel die Garten-Melde aus dem Nutzgarten. Und das mit guten Gründen. Bis heute überzeugt er Landwirt*innen und Konsument*innen mit einem höheren Ertrag, kräftigerem Geschmack und längerem Erntezeitraum.
Spinatpflanzen mit spießförmigen Blättern in dieser nicht ganz maßstabsgetreuen Darstellung aus dem 14. Jahrhundert (Tacuinum sanitatis). gemeinfrei / via WikiCommons
Moderne Spinatsorten weisen hingegen eiförmige und runde Blätter auf. pixabay / Shingo_No
Bis in die frühe Neuzeit war die Garten-Melde in Mitteleuropa eine weitverbreitete Kulturpflanze (hier eine Zeichnung von Jacob Sturm, 1796). gemeinfrei / via WikiCommons
Nähr- und Schadstoffe im Spinat
Eines gleich vorweg: Außergewöhnlich viel Eisen enthält Spinat nicht. Dieser Mythos ist seit langem widerlegt und lag wohl darin begründet, dass Wissenschaftler den Eisengehalt von Trockenspinat ermittelten. 100 Gramm frischer Spinat enthalten „nur“ 2,7 Milligramm Eisen, immerhin noch gut ein Viertel der empfohlenen Tagesdosis für Erwachsene.
Auch darüber hinaus versorgt dich das Blattgemüse mit vielen wichtigen Nährstoffen: Neben Vitamin C, Beta-Carotin und Eiweiß ist vor allem der hohe Gehalt an Mineralien wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor erwähnenswert. Die Samen der Pflanze fanden früher auch als Abführmittel Verwendung.
Allerdings enthält Spinat auch Oxalsäure. Menschen mit Nierenerkrankungen sollten daher auf den Verzehr von Spinat verzichten. Die Pflanzen reichern außerdem Nitrat aus dem Boden an, das bei längerer Lagerung in gesundheitsschädliches Nitrit umgewandelt wird. Spinat solltest du also möglichst bald nach der Ernte zubereiten. Für Säuglinge bis zu drei Monaten ist das Blattgemüse tabu – auch Babyspinat ist kein Spinat für Babys. Für gesunde Erwachsene sind diese Inhaltsstoffe aber unbedenklich, solange nicht eine gesamte Ackerernte auf einmal verzehrt wird.
Nährstoff-Booster im Glas: Ein Gemüse-Smoothie mit Spinat unsplash / Monika Grabkowska
Vom Acker in die Küche
Spinat wird hauptsächlich im März und April ausgesät, fällt die Hauptsaison für regionalen Spinat ist daher von Mitte April bis Ende Mai. Dank Herbstanbau ist er aber auch von September bis November frisch im Handel erhältlich.
Bereits nach einigen Wochen kannst du das Blattgemüse als zarten Baby-Leaf-Spinat ernten – im Handel oft auch schlicht als „Babyspinat“ bezeichnet. Gut gewaschen kann roher Spinat wie Salat oder als Salatbeigabe gegessen werden. Bei größeren Blättern und beim Winterspinat empfiehlt sich das Blanchieren. Dabei wird ein Teil des Nitrats mit dem Kochwasser weggeschüttet – damit allerdings auch einige Nährstoffe.
Jungen Spinat kannst du als „Baby-Leaf“ ernten – die Blätter sind dann besonders zart. pixabay / ha11ok
Tiefkühlspinat wird in der Regel gleich nach der Ernte blanchiert und eingefroren, so dass ein Großteil der Nährstoffe erhalten bleibt. Aufgrund der negativen Klimabilanz von Tiefkühlware ist frischer Spinat aus regionalem Anbau aber stets die nachhaltigere Alternative.
Mittlerweile ist das gesunde Gemüse fast auf der ganzen Welt bekannt und beliebt (das eine oder andere Kind einmal ausgenommen). Entsprechend findet Spinat in einer Vielzahl unterschiedlichster Gerichte Verwendung – sei es traditionell zum Gründonnerstag als Rahmspinat, in Suppen, als Füllung in Aufläufen oder gar herzhaften Torten.
Kochen mit Kindern
Kindern Gemüse schmackhaft machen
Spinat nennen Kinder eher selten als Lieblingsessen. Mit diesen Tricks kannst du deine Kinder Gemüse (neu) entdecken lassen:
- Probiere neue Zubereitungsarten und Rezepte aus, zum Beispiel Spinat auf der Pizza oder im Teigmantel.
- Auch Kinderaugen essen mit. Eine bunte Möhrenvielfalt oder kleine Radieschen-Schnitzereien (Blumen oder Tiere sind sehr beliebt) auf dem Teller machen aus Gemüse einen Augen- und Gaumenschmaus.
- Baue gemeinsam mit deinen Kindern Gemüse an! Kinder, die ihr eigenes Gemüse pflegen und ernten, sind offener dafür, neue Arten zu probieren. Das belegen unsere Bildungsprogramme „AckerRacker“ und „GemüseAckerdemie“.
Spinat ist überall: vom Mundwasser bis zur Dopingliste
Spinat ist nicht nur richtig gesund, sondern auch richtig grün. Das hat sich in der Lebensmittel- und Gesundheitspflegeindustrie herumgesprochen: Mit aus Spinatblättern gewonnenem Chlorophyll werden heutzutage nicht nur Nudeln, sondern auch Mundwässer grün gefärbt.
Darüber hinaus enthält die Pflanze geringe Mengen an Ecdysteron. Dieses natürlich vorkommende Steroidhormon fördert unter anderem das Muskelwachstum und wurde von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) 2020 in die Beobachtungsliste aufgenommen. Dass der Spinatverzehr für Leistungssportler verboten wird, scheint zwar unwahrscheinlich, doch eines st gewiss: Spinat verleiht Superkräfte!
Findest du den Spinat auf dem Bild? Richtig, in den grünen Nudeln! pixabay / RitaE