Junges Gemüse: So ziehst du Jungpflanzen an
Jungpflanzen anziehen ist nicht schwer – mit der richtigen Anleitung. © Foto: Nadine Stenzel
Viele Gemüsepflanzen sind im jungen Stadium besonders empfindlich und den wechselhaften Wetter- und Witterungsbedingungen im Frühjahr nicht immer gewachsen. Ist es draußen noch kalt, solltest du einige Gemüsearten besser drinnen vorziehen. Auf der Fensterbank erhalten sie ausreichend Wärme und Licht – ideale Bedingungen für eine erfolgreiche Keimung. Die vorgezogenen Jungpflanzen kannst du dann später im Freien auspflanzen.
Welche Gemüsearten du vorziehen solltest – und welche nicht
Grundsätzlich profitieren die meisten Gemüsearten von den kontrollierten Wärme- und Lichtverhältnissen in deiner Wohnung. Besonders vorteilhaft ist das Vorziehen der Jungpflanzen bei Pflanzen mit längerer Entwicklungszeit wie Sellerie und Lauch und wärmeliebenden Arten – zum Beispiel Kürbissen.
Die beliebtesten Gemüsepflanzen samt Aussaatzeiträumen für die Jungpflanzenanzucht findest du in der untenstehenden Auflistung.
Nicht vorziehen solltest du hingegen Wurzelgemüse wie Radieschen oder Möhren, aber auch Hülsenfrüchtler wie Bohnen. Diese säst du direkt im Beet, Hochbeet oder Pflanzkasten.
Der richtige Standort für deine Jungpflanzen
Bewährt hat sich die Jungpflanzenanzucht auf einer innenliegenden Fensterbank in der Wohnung. Wähle dabei ein Fenster mit möglichst breiter Fensterbank und viel Sonnenlicht, das du nicht allzu häufig öffnen musst (etwa zum Lüften).
Du hast einen Garten mit Gewächshaus oder einen Wintergarten? Glückwunsch, denn diese bieten dir professionelle Bedingungen für die Jungpflanzenanzucht – auch in größeren Mengen. Achte hier ebenfalls auf einen Standort mit großzügigem Lichteinfall.
Damit deine Samen so prächtig aufgehen wie diese Mangold-Jungpflanzen, benötigen sie viel Licht und Wärme. Acker e. V.
Gut angezogen: Das brauchst du für eine erfolgreiche Anzucht
Folgende Utensilien solltest du vor der Anzucht bereitstellen:
- Eimer/Wanne zum Mischen, Trocknen und Lagern der Erde
- Aussaatschalen oder -gefäße (mehr dazu siehe unten)
- Erde, Sand und Anzuchtsubstrat (mehr dazu siehe unten)
- Haushalts-, Erd- oder Kompostsieb
- eine alte Gabel
- Wassersprüher
- Saatgut
Einige der Utensilien, die du für die Anzucht deiner Jungpflanzen benötigst. Acker e. V.
Anzucht und Ordnung: So wählst du die richtigen Gefäße
Als Anzuchtgefäße eignen sich zum Beispiel transparente Klarsichtboxen oder aufgeschnittene Tetra-Pak-Verpackungen. Beliebt ist auch die Anzucht in alten Eierkartons – diese bieten jedoch nur begrenzten Platz für die Anzuchterde und die Pflanzenwurzeln.
Wir empfehlen daher möglichst große, transparente Aussaatschalen mit Deckel. So erhalten deine Jungpflanzen genügend Licht und Feuchtigkeit, die dank des Deckels nicht sofort verdunstet. Zudem kannst du verschließbare Schalen stapeln und so auch ein geringes Platzangebot clever nutzen. Denke aber daran, die Deckel regelmäßig zu öffnen, um Schimmelbildung vorzubeugen.
Falls du wenig Platz auf dem Fensterbrett hast, tun’s auch aufgeschnittene Tetra-Pak-Verpackungen: Schneide ein mindestens 6 cm großes Stück ab, damit du genügend Platz für die Erde hast. Stülpe dann die obere Hälfte einer aufgeschnittenen PET-Flasche darüber.
Plane mindestens 4 x 4 x 4 cm große Gefäße für Salate und Kohlrabis, als Grundmaß sind 6 cm pro Jungpflanze ideal. Kürbisse und Gurken gedeihen aber besser in 8 cm Töpfen und Tomaten benötigen mindestens 10 cm.
höhere Anzuchtgefäße (ca. 30 cm hoch)
- Lauch
- Mais
- Gurken
- Kürbis und Zucchini
- Lauch
- Sellerie
- Tomaten
- Paprika
niedrigere Anzuchtgefäße (ca. 12-15 cm hoch)
- Bete
- Mangold
- Salate
Transparente Kunststoffschalen mit Deckel lassen Licht durch, halten die Feuchtigkeit und lassen sich gut stapeln. Acker e. V.
Findet auf jedem Fensterbrett Platz: Ein selbst gebasteltes Anzuchtgefäß aus Verpackung und PET-Flasche. Acker e. V.
Misch dir deine eigene Anzuchterde
Damit deine Pflanzen nicht nur bei der Anzucht, sondern auch später im Freien gut wachsen, benötigen sie einen Nährboden – auch Substrat genannt. Handelsübliche Anzucht- oder Aussaaterde hat meist viele Nährstoffe, aber wenig Mineralien. Die jungen Pflanzen sollten sich jedoch nicht an zu viele Nährstoffe gewöhnen, damit sie später auch in weniger idealen Böden kräftig wachsen können. Aus diesem Grund raten wir auch davon ab, Kompost beizufügen. Um deine Pflanzen mit einem günstigen Verhältnis von Nährstoffen und Mineralien zu versorgen, kannst du dir dein Substrat selbst mischen.
Dafür benötigst du zu etwa gleichen Teilen:
- handelsübliche, torffreie Aussaaterde, am besten mit Bio-Siegel. Ein 20 Liter-Sack reicht dabei locker für mehrere Jahre.
- ortsüblichen Boden: Besonders empfehlenswert ist gesiebte und getrocknete Erde von frischen Maulwurfshaufen aus deinem Garten oder deiner Umgebung.
- trockenen Sand, z. B. getrockneten Spielsand: Dadurch wird deine Mischung locker und mineralstoffreich.
Profi-Tipp
Richtig Kohle machen: Veredle dein Substrat mit Holzkohlemehl
Mit etwas Holzkohlemehl bleibt dein Substrat länger trocken und ist weniger schimmelanfällig. Zerreibe oder zermahle dazu am besten unbehandelte Buchengrillkohle und füge ungefähr einen Teelöffel je Liter Substrat hinzu. Kohle aus Tropenholz hat keine gute Klimabilanz und ist daher nicht fürs nachhaltige Gärtnern geeignet.
Lass Erde und Boden gut trocknen – zum Beispiel ausgebreitet auf einer Plane an einem trockenen Ort. Mische dann alles gut mit den Händen durch – am besten im Freien und unter Sonnenlicht. Entferne dabei größere Steine und Bodenlebewesen und rüttle die gut gemischte Anzuchterde mehrmals durch ein Haushalts- oder Erdsieb.
Gemischtes Gewühle: Mische die Bestandteile für dein Anzuchtsubstrat in einer großen Wanne oder Schüssel. Acker e. V. / Black Turtle
Einfach gut aussäen: So gelingt die Anzucht in der Wohnung
Für die Aussaat empfehlen wir samenfeste Sorten in Bio-Qualität, damit du später dein eigenes Saatgut gewinnen kannst. Dieses erhältst du zum Beispiel bei unserem Partner Fryd oder zahlreichen Saatgutanbietern wie zum Beispiel Reinsaat, Dreschflegel und Bingenheimer.
Fülle die Gefäße mindestens 6 cm hoch mit deiner selbst gemischten Anzuchterde. Lass sie dabei locker und ebne die Oberfläche mit einer alten Gabel. Damit jede Jungpflanze später genügend Platz hat, kannst du sie einzeln in die Erde legen, in größeren Kästen auch mit breiten Würfen verstreuen.
Streue nun etwas Sand oder Aussaaterde über die Samen, bis diese nicht mehr zu sehen sind. Beschrifte deine Aussaat mit Gemüseart, ggf. Sorte und Aussaat-Datum. Nutzt du verschließbare Pflanzkästen, lege nun den Deckel drauf – bei Tetra-Paks die obere Hälfte einer PET-Flasche.
Besprühe die Saat alle 1-2 Tage mit etwas Wasser, damit sich ein wenig, aber nicht viel Kondenswasser an den Gefäßwänden bildet. Gelegentlich solltest du die Deckel zum Lüften öffnen – besonders, wenn dickere Kondenstropfen zu sehen sind.
Gärtnern mit Kindern
Das Jungpflanzen-Wettrennen
Sobald ihr die Samen gesät habt, können deine Kinder das Wachstum der Jungpflanzen beobachten: Welche Gemüsearten zeigen sich schon bald, welche brauchen etwas länger?
Testweise könnt ihr einige wenige Exemplare einer Art für ein bis zwei Tage an einen dunkleren Ort stellen: Wie wirkt sich das auf das Wachstum aus? Denkt aber daran, die Pflanzen bald wieder ins Licht zu stellen, damit sie nicht eingehen.
Auspflanzen im Beet, Hochbeet oder Pflanzkasten
Sind die Jungpflanzen einige Zentimeter hoch und stehen stabil, kannst du sie im Beet, Hochbeet oder Balkonkasten auspflanzen. Achte dabei darauf, dass du beim Pflanzen die richtigen Abstände zwischen den Exemplaren einhältst, die du am besten den Saatguttütchen entnimmst. Fülle dann mit Erde auf und wässere gut.
Auspflanzen im April
- Bete
- Fenchel
- Kohl
- Mangold
- Salate
- Sellerie
Auspflanzen ab Mitte Mai
- Gurke
- Kürbisse und Zucchini
- Lauch
- Mais
- Tomaten
- Paprika
Sind die Jungpflanzen groß genug, dürfen sie raus an die frische Luft – im Beet, Hochbeet oder auf dem Balkon. Nadine Tschorn-Stenzel