Mundraub im Beet: 12 Nützlinge und Schädlinge im Garten und auf dem Balkon
Nahrungskette auf kleinstem Raum: Ein Marienkäfer frisst eine Blattlaus frisst ein Pflanzenblatt. © Foto: pixabay / BaZuuH
Du pflegst gerade gemütlich deine Pflanzen, da krabbeln zwei Käfer über ein Blatt. Wollen sie dein Gemüse fressen – oder fressen sie lieber diejenigen, die dein Gemüse fressen? Gerade bei Kleintieren auf dem Acker ist die Unterscheidung nicht immer einfach. Wir haben für dich jeweils sechs Nützlinge und Schädlinge im Gemüsebeet gesammelt – einschließlich Tipps, wie du die ungebetenen Gäste wieder loswirst.
Was sind "Nützlinge" und Schädlinge"?
Grundsätzlich gilt aber: Kein Tier ist an und für sich ein „Nützling“ oder „Schädling“. Diese Zuschreibungen geben nur die Sicht von uns Menschen wieder und sind vom jeweiligen Zusammenhang abhängig. Als „Nützlinge“ gelten im Gemüsebau Tierarten, deren Vorkommen das Wachstum der Pflanzen unterstützt oder die selbst Schädlinge fressen. „Schädlinge“ wiederum sind Tiere, deren Auftreten das Wachstum, die Gesundheit und den Ernteertrag des Gemüses stark beeinträchtigt.
Dass die Einteilung von Tieren in „Nützlinge“ und „Schädlinge“ mit Vorsicht zu genießen ist, zeigt das Beispiel der Vögel: Zum einen sind die gefiederten Beetbesucher sehr nützlich, um deine Pflanzen von Raupen zu befreien – andererseits gönnen sie sich selbst mal eines deiner Palmkohlblätter oder naschen am frisch gesäten Saatgut. Ob wir sie also gerne sehen oder nicht: Letztlich sind alle Tiere Teil eines Ökosystems – auch und gerade im Gemüsegarten!
Nützlinge
Florfliegen | Marienkäfer | Ohrwürmer | Regenwürmer | Schlupfwespen | Vögel
Florfliegen
Wenn du die grünen Netzflügler mit ihren fast transparenten Flügeln in deinem Beet oder auf dem Balkon entdeckst, schätze dich glücklich! Ausschau halten solltest du besonders nach den braungemusterten Larven, die unter Blattläusen besonders gefürchtet sind und deine geliebten Gemüsepflanzen von täglich bis zu 100 Läusen befreien können.
Eine Florfliegenlarve auf Beutesuche. WikiCommons / B Schoenmakers CC BY 3.0
Marienkäfer
Sie fressen, was dein Gemüse frisst: Marienkäfer und besonders deren Larven verspeisen am liebsten Blattläuse und sind daher gern gesehene Gäste in jedem Beet und auf jedem Balkon. Dabei schaffen die gefräßigen Helfer bis zu 50 Läuse am Tag!
Wenn du also eine solche Larve in deinem Garten siehst (siehe Bild unten), dann sammle sie ein und setze sie auf eine besonders verlauste Pflanze. Win-win für die Larve und dich – mehr Bio-Schädlingsbekämpfung geht nicht.
Marienkäferlarven helfen dir bei einer Läuseplage. unsplash / Dustin Humes
Ohrwürmer
Diese Insekten sind im Beet und auf dem Balkon gleich doppelt von Nutzen, denn sie ernähren sich von Pflanzenabfall ebenso wie von kleinen Insekten. Am häufigsten siehst du sie in der Dämmerung oder nachts, wenn sie aus ihren Verstecken hervorkrabbeln und Jagd auf Blattläuse oder Schmetterlingsraupen machen. Doch nicht in jedem Fall sind Ohrwürmer willkommen, denn mitunter fressen sie auch weiche Pflanzenteile, die du bestimmt lieber ernten würdest.
Die zweite Art von Ohrwürmern gibt es übrigens ebenfalls im Gemüsebeet – bitte schön: „Like Mais in the sunshine, like Mais in the suuunshine ...“
Regenwürmer
Sie graben nachts deine Erde um und verlangen noch nicht mal eine Schichtzulage dafür: Regenwürmer sind unverzichtbar für eine gute Bodenqualität im Beet und Hochbeet (in Pflanzkästen sind sie seltener zu finden).
Du kannst es ihnen danken, indem du dein Beet im Winter mit Mulch bedeckst, den die fleißigen Würmer zersetzen. Dabei setzen sie wertvolle Nährstoffe frei, von denen auch dein Gemüse profitiert!
Schlupfwespen
Auch wenn sie Schlupfwespen heißen, sind diese Nützlinge im Beet keine echten Wespen. Anstelle eines Stachels besitzen die Weibchen einen langen Legeapparat (so lang, dass er über den linken Bildrand hinausragt), mit dem sie andere Insekten „anpiksen“ und ihre Eier in die Tiere ablegen. Die Larven entwickeln sich im Wirtinsekt, das daraufhin abstirbt. Was klingt wie aus einem Horrorfilm, ist für deine Pflanzen eine Wohltat, da die Schlupfwespe oft Schädlinge wie etwa Kartoffelkäfer für ihre Eiablage nutzt.
Vögel
Sie sorgen schon in der Frühe für den passenden Natur-Soundtrack auf dem Balkon oder im Garten: Wo Pflanzen wachsen, sind Vögel oft nicht fern. Das macht sie in vielen Fällen zu willkommenen Nützlingen, die deine Pflanzen von gefräßigen Raupen und Insekten befreien. Die gefiederten Beetbesucher können aber selbst auch gehörigen Gemüseschaden anrichten, wie du am angefressenen Palmkohl auf dem unteren Bild siehst.
Hier hat sich wohl eine Taube ein Palmkohlblatt schmecken lassen. Acker e. V. / Black Turtle
Schädlinge
Die Allesfresser: Blattläuse | Nacktschnecken | Raupen
Die Spezialisten: Bohnenkäfer | Kartoffelkäfer | Kohlweißlinge
Die Allesfresser
Blattläuse
Kleine Insekten mit Riesenhunger: Blattläuse sind die wohl häufigsten Schädlinge in jedem Gemüsebeet. Auf Bohnen, Kartoffeln, Kohl und Salat breiten sich die Pflanzenläuse besonders gern aus.
Achte bei Befall darauf, ob du Marienkäfer und Florfliegen in deinem Gemüsegarten oder auf dem Balkon siehst. Vor allem deren Larven haben Läuse zum Fressen gern und sorgen für einen natürlichen Rückgang der Blattlauspopulation.
Mit unserer Anleitung für selbst gemachte Brennnesselbrühe kannst du den ungebetenen Mitessern auch selbst zu Leibe rücken. Verteile die Brühe stark verdünnt mit einer Gießkanne um betroffene Pflanzen herum. Mit einer Sprühflasche kannst du auch gezielt befallene Blätter damit benetzen.
Nacktschnecken
Sie fressen am liebsten Salate und Kohl, mit Vorliebe auch junge Triebe. Nacktschnecken sind neben Blattläusen die wohl häufigsten „Schädlinge“ im Beet. Besonders nachts und nach Regenwetter findet man zahlreiche Exemplare der feuchtigkeitsliebenden Tiere.
Gehäuseschnecken (Weinbergschnecken) oder gar den Tigerschnegel mit seinem auffälligen Leopardenmuster solltest du jedoch willkommen heißen, sie konkurrieren mit den Nacktschnecken um Lebensraum und fressen sie sogar (Tigerschnegel).
Neben dem Einsammeln der Schnecken gibt es einige vorbeugende Maßnahmen, zum Beispiel unseren „Zauberstaub“, den du nach unserer Anleitung selbst herstellen kannst.
Der Tigerschnegel ist zwar selbst eine Nacktschnecke, frisst aber auch Artgenossen. Du erkennst ihn an seinem schicken Leopardenmuster und der stattlichen Größe von bis zu 20 Zentimetern. WikiCommons / Salicyna CC BY-SA 4.0
Raupen
Ein geringer Raupenbefall geht in einem naturnahen Garten oft von selbst zurück. Bei länger anhaltendem, stärkerem Befall gibt es einige erprobte Maßnahmen:
Zunächst solltest du die Raupen absammeln – am besten mit Handschuhen oder gar Pinzetten, denn einige Raupenarten können allergische Reaktionen hervorrufen. Schau besonders auf den Blattunterseiten nach und sieh genau hin, denn manche Arten können sich gut tarnen.
Ein bewährtes Mittel gegen Raupenplagen ist buchstäblich kalter Kaffee: Gib dem Kaffee noch ein paar Tropfen Spülmittel für bessere Haftung hinzu und verteile ihn mit einer Sprühflasche auf den befallenen Pflanzen.
Die Spezialisten
Bohnenkäfer
Diese Blattkäferart hat sich ganz auf Bohnen und Hülsenfrüchte spezialisiert. Hast du Trockenbohnen in einem Glas gelagert und entdeckst am Boden des Gefäßes Bohnenmehl, deutet das stark auf Bohnenkäferbefall hin.
Sind die Bohnen mehrfach durchlöchert, hat die erste Käfergeneration sie bereits verlassen, um Eier zu legen und dafür zu sorgen, dass sich dein Vorrat an Bohnensamen in Staub auflöst.
Um Larven und Käfer loszuwerden, lege die Bohnensamen mehrmals alle zwei bis vier Wochen für ein paar Tage in die Tiefkühltruhe. Eier überleben zwar die niedrigen Temperaturen, wenn du die Bohnen wieder aus dem Kühlschrank herausnimmst, schlüpfen jedoch die Larven – und sterben bei erneuter Tiefkühlbehandlung ab.
© Foto: WikiCommons / Tobias 67 (CC BY-SA 4.0)
Kartoffelkäfer
Berühmt-berüchtigt ist der schwarz-gelb-gestreifte Kartoffelkäfer, der auf der ganzen Welt schon zahlreiche Ernten vernichtet hat und im Kalten Krieg sogar zu politischen Propagandazwecken missbraucht wurde.
Entdeckst du die Eier bei deinen Pflanzen, sammle sie am besten ab und schau auch auf den Blattunterseiten nach: Die Eierhäufchen sind aufgrund der orangen Farbe gut erkennbar. Unserer Erfahrung nach ist es viel einfacher, die Gelege abzusammeln als später die zahllosen Larven oder gar ausgewachsenen Käfer.
Abgesammelte Larven und Käfer kannst du notfalls auch heiß überbrühen. Klingt grausam, ist aber ziemlich schmerzlos für die Tiere. Kartoffelkäfer stehen auf der Schwarzen Liste invasiver Arten und bedrohen zahlreiche heimische Käferarten, deren Überlebenschancen du damit etwas steigerst.
Kohlweißlinge
Ihr Beiname „Kohlweißling“ verrät, was bei den Raupen dieser Schmetterlingsarten ganz oben auf der Speisekarte steht: Kohlpflanzen aller Art, daneben aber auch Kapern- und Fuchsschwanzgewächse.
Neben dem gefürchteten Kleinen Kohlweißling mit ca. 40 bis 50 mm Flügelspannweite ist mitunter auch der Große Kohlweißling (ca. 60 mm Flügelspannweite) im Beet und auf dem Balkon anzutreffen. Suche bei jedem Gang ins Beet oder zum Balkonkasten nach Gelegen oder Raupen (grün oder schwarz-gelb, siehe Fotos unten). Je früher in ihrem Entwicklungsstadium du sie findest, desto eher wirst du sie los. Verräterisch sind große Löcher in Kohlblättern, wobei oft nur noch die Blattrippen übrig bleiben.
Durch Mischkulturen mit aromatischen Pflanzen wie Tomaten oder Sellerie kannst du die Falter von den Kohlpflanzen „ablenken“. Am besten hilft immer noch das Absammeln der Weißlingsraupen. Als natürliche Raupenbekämpfer gelten Schlupfwespen, deren Eier du im Fachhandel kaufen kannst.
Frisch gelegte Eier des Kohlweißlings unter einem Kohlrübenblatt. Acker e. V.
Die Raupe des Kleinen Kohlweißlings ist grün getarnt und wird daher manchmal übersehen. Acker e. V.
Markanter sind die schwarz-gelben Raupen des Großen Kohlweißlings, hier beim Abknabbern eines Palmkohlblatts. Acker e. V.
Bio-Pflanzenschutz
Sind gerade keine Nützlinge anwesend, musst du nicht gleich zur chemischen Keule greifen. Gifte töten zwar tatsächliche und vermeintliche Schädlinge, ziehen aber oft auch andere Tiere in Mitleidenschaft und greifen radikal in den Naturkreislauf ein. Mit diesen beiden Biomethoden lassen sich so manche Schnecken- und Läuseplagen auf natürlichere Weise eindämmen:
Bio-Pflanzenschutz
„Zauberstaub“ gegen Schnecken
„Zauberstaub“ – so nennen viele Schüler*innen unseres Bildungsprogramms GemüseAckerdemie dieses Zaubermittel gegen Nacktschnecken. Mische dazu sehr fein gesiebte Erde mit Gesteinsmehl und stäube große Pflanzenblätter damit ein. Schnecken meiden die staubige Mischung, die beim Kriechen an ihnen festklebt.
Bio-Pflanzenschutz
Echt anrührend: Brennnesselbrühe gegen Läuse
Deine Pflanzen werden von Läusebefall geplagt? Dann mach dir eine Brennnesselbrühe!
Schnapp dir Gartenhandschuhe, sammle ein paar Handvoll Brennnesseln und übergieße sie in einem Eimer knapp randvoll mit Wasser. Decke den Eimer mit einem Gitter oder Deckel ab, lass ihn ein bis zwei Tage stehen und rühre dabei mehrmals täglich um. Sobald sich die ersten Luftblasen zeigen, kannst du den Aufguss durch ein Sieb gießen, ein paar Tropfen Spülmittel dazu für die besser Haftung – und fertig ist der Bio-Läuseschreck!
Behandle die betroffenen Pflanzen bis zu zweimal wöchentlich mit dem Brennnesselaufguss: Entweder verteilst du den Aufguss in einer Gießkanne um die Pflanze herum – oder du benetzt die Blätter (vor allem die Blattunterseiten) direkt mit einer Sprühflasche.